Büssing NAG (Braunschweig)
Außenlagerthemenmappe der Ausstellung "Zeitspuren". Informationstext, Dokumente, Berichte und Fotografien. Die in Braunschweig ansässige Büssing-NAG Vereinigte Nutzkraftwagen AG forderte für die Produktion von Lkw für die Wehrmacht 1944 beim KZ Neuengamme Häftlinge für den Arbeitseinsatz an. In der Nähe des Hauptwerkes wurden an der Wörthstraße (heute Schillstraße) fünf Baracken für ein Außenlager errichtet. Die Firma richtete für eine Produktionsverlagerung aus dem Stadtgebiet außerdem ein weiteres Außenlager in Vechelde ein. Insgesamt mussten in Braunschweig vom 17. August 1944 bis 26. März 1945 mehr als 800 KZ-Häftlinge für die Büssing-NAG Kraftfahrzeugersatzteile produzieren. Bei den Häftlingen handelte es sich überwiegend um polnische Juden aus dem Getto Lodz, die ins Konzentrationslager Auschwitz deportiert und dort von Vertretern der Büssing-NAG für den Arbeitseinsatz in Braunschweig ausgewählt worden waren. Aus dem Hauptlager Neuengamme war bereits zuvor eine Baukolonne von 126 überwiegend französischen Häftlingen eingetroffen. Die Sterblichkeit im Lager war außerordentlich hoch, bis Ende 1944 fielen etwa 300 Häftlinge Hunger, Krankheiten und Misshandlungen zum Opfer. Nachdem Anfang 1945 eine größere Zahl „arbeitsunfähiger“ Häftlinge in das Krankenrevier des Außenlagers Salzgitter-Watenstedt/Leinde verlegt worden war, ging die Zahl der Toten zurück. Doch führte die Bestattungsfirma "Pietät“ bis zum 20. März 1945 noch 80 Leichen dem städtischen Krematorium in Braunschweig zu. Ende März 1945 ließ die SS das Außenlager räumen. Die Häftlinge mussten zunächst zum Außenlager Salzgitter-Watenstedt/Leinde marschieren, kamen dann in tagelangen Zugtransporten in das KZ Ravensbrück. Ein großer Teil gelangte mit einem weiteren Transport von dort in das „Auffanglager“ Wöbbelin, wo die Überlebenden am 2. Mai durch US-amerikanische Truppen befreit wurden.
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