Fluchtversuche, Solidarität und Widerstand

Bis kurz vor der Räumung im April 1945 scheiterten alle Fluchtversuche aus dem Hauptlager. Dagegen gelang Häftlingen in Außenlagern mehrfach die Flucht; doch wurden die meisten später gefasst. Mithäftlingen zu helfen war bei Strafe verboten. Trotzdem versuchten Häftlinge, gegen die SS zusammenzuarbeiten und heimlich Hilfsaktionen für besonders Bedürftige zu organisieren, z. B. im Herbst 1941 für die sowjetischen Kriegsgefangenen. Im Krankenrevier bemühten sich Häftlinge, die als Ärzte und Pfleger tätig waren, Hilfe zu leisten. Im Arbeitsdienstbüro versuchten einige Funktionshäftlinge, besonders Bedrohten bessere Arbeitsstellen zu verschaffen.

„Es war unmöglich [zu fliehen]. Ich selbst war zum Beispiel einmal als Glaser in einer Gärtnerei und wurde dort von einem SS-Mann bewacht. Ich sollte in einem Gewächshaus eine Scheibe einsetzen. Der SS-Mann ging weg zu der Frau des Gärtnereibesitzers, um ein wenig mit ihr zu flirten. Ich hätte fliehen können, aber wohin? Für einen Polen in der Nähe von Hamburg war es nahezu unmöglich zu fliehen, denn es gab keine Chance, sich zu retten.“

Tadeusz Kwapinski, ehemaliger polnischer Häftling, war von November 1943 bis Mai 1945 im KZ Neuengamme inhaftiert. Überlebender der „Cap Arcona“. Interview, August 1984.

Acht SS-Männer gehen in Viererreihen die Straße entlang. Jeder von ihnen hat einen Hund an der Leine.

 

 

 

Bleistiftzeichnung von Félix Lazare Bertrand: „La parade des chiens 15.1.45“ („Die Hundeparade“) (ANg). Auf der Rückseite notierte er: „Rückkehr vom Ausflug und Übung für unsere vierbeinige Wache“. Vorn links das Mauerwerk eines Wachturms, dahinter eine Brücke zur Lagerstraße (heute Jean-Dolidier-Weg). Bei Fluchtversuchen stöberten die scharf abgerichteten Hunde Häftlinge in Verstecken auf. Häufig verletzten sie sie, manchmal tödlich.

Félix Lazare Bertrand, ehemaliger französischer Häftling, war von Juli 1944 bis April 1945 im „Prominentenlager“ des KZ Neuengamme inhaftiert (MFB).

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