Das Ende
Ab Sommer 1944 begann die SS, frontnahe Konzentrationslager zu räumen. Die Häftlinge und kriegswichtige Produktionsanlagen wurden ins Reichsinnere verlegt, wo zahlreiche neue KZ-Außenlager entstanden. Als im Frühjahr 1945 auch die KZ im Reichsinnern geräumt wurden, standen kaum noch Ausweichlager zur Verfügung. Trotzdem versuchte die SS, die Häftlinge möglichst lange unter ihrer Kontrolle zu behalten. Die Auflösung des Neuengammer Lagerkomplexes begann am 24. März 1945 mit der Räumung der Außenlager im Emsland, Anfang April folgten die Außenlager im Weserbergland, in Wilhelmshaven, Hannover, Braunschweig und Salzgitter, dann die Bremer und Hamburger Außenlager.
Todesmärsche und Auffanglager
Bei Kriegsende ließ die SS alle Lager in Frontnähe räumen. Die Häftlinge wurden tagelang ohne Verpflegung mit Güterwaggons in so genannte Auffanglager getrieben. Oft wurden in einem Waggon 50 bis 100 Häftlinge mit wenig oder keiner Verpflegung teils tagelang zusammen gedrängt. Bei Fahrtpausen wurden die zahlreichen Toten neben den Bahngleisen begraben. War ein Bahntransport nicht möglich, so wurden die Häftlinge zu Fuß aus den Lagern getrieben. Wer nicht Schritt halten konnte, wurde von den Wachmannschaften erschossen. Ziel waren Auffanglager wie Bergen-Belsen, Wöbbelin und Sandbostel.
Die Räumung des Hauptlagers
Das Stammlager, aus dem am 20. April 1945 über 4000 skandinavische Häftlinge mit den „Weißen Bussen“ gerettet und anschließend nahezu 10.000 Häftlinge mit Güterzügen nach Lübeck gebracht wurden, diente bis zuletzt als Hinrichtungsstätte. Am 21. und 23. April ermordete die SS 58 Männer und 13 Frauen, die aus dem Polizeigefängnis Fuhlsbüttel zur Exekution überstellt worden waren. Ein Restkommando von ca. 700 Mann richtete das Lager her, verbrannte Akten und ließ Spuren der Verbrechen verschwinden.
Cap Arcona
Da zur Räumung des Hauptlagers keine Ausweichlager mehr zur Verfügung standen, beschlagnahmte der Hamburger Gauleiter Karl Kaufmann Schiffe, die in Lübeck mit über 9000 Häftlingen beladen wurden. Bei einem britischen Luftangriff am 3. Mai 1945 gerieten die beiden vor Neustadt liegenden Schiffe Cap Arcona und Thielbek in Brand. Nahezu 7000 Häftlinge verbrannten, ertranken oder wurden bei dem Versuch, sich zu retten, erschossen.