Kleidung, Unterbringung und Hygiene

Kleidung

Als Kleidung trugen die Gefangenen zunächst ausschließlich die blau-weiß gestreiften Einheitsanzüge aus minderwertigen Stoffen wie Zellwolle. Die Schuhe waren primitiv, meist aus Stoff- oder Lederresten mit Holzsohlen gefertigt. An Jacke und Hose waren neben der Nummer die farbigen Dreiecke („Winkel“) aufgenäht. Ab 1943 wurde immer mehr Zivilkleidung, z.T. aus den Vernichtungslagern, an die Häftlinge verteilt. Diese Kleidungsstücke mussten mit gestreiften Stoffstücken oder Kreuzen und Strichen aus greller Ölfarbe versehen werden, damit sie bei einer Flucht auffielen. Oft hatten Kleidung und Schuhe nicht die richtige Größe. Gegen Kälte und Nässe boten sie kaum Schutz. Trotz Verbots trugen manche Häftlinge alte Zementsäcke aus Papier unter der Kleidung oder versuchten, sich Textilien auf dem Schwarzmarkt im Lager zu beschaffen.

 

Häftlingsunterkünfte 1940/41. Zwischen den Baracken fehlten zu dieser Zeit noch die verbindenden Mittelteile mit Latrinen und Waschräumen. Vor der Fertigstellung der Kanalisation im ersten Halbjahr 1941 erhielten die Häftlinge Wasser nur aus Handpumpen. Abbildung aus einer Fotosammlung der SS, die dank der beiden Häftlinge Peter Ernst und Heinz Masset erhalten blieben. 1981 erwarb die KZ Gedenkstätte Neuengamme die Fotos („Masset-Album“).

Schwarz-weiß Foto aus einer Fotosammlung der SS, das die Häftlingsunterkünfte von außen im Jahr 1940/41 zeigt

Unterbringung

In den Holzbaracken, jede mit zwei „Blocks“, schliefen die Häftlinge anfangs dicht gedrängt auf dem Boden. 1941 wurden sie mit dreistöckigen Bettkonstruktionen, Spinden, Tischen und Bänken ausgestattet. In den 50 Meter mal 8 Meter messenden Blocks waren in der Regel weit über 300, vorübergehend manchmal sogar über 600 Häftlinge zusammengepfercht. Die beiden 1943/44 errichteten Steinbauten umfassten je vier Blocks, die offenbar mit 500 bis 700 Häftlingen belegt wurden, „Schonungsblocks“ sogar noch höher. Ab 1944 teilten sich regelmäßig zwei, manchmal sogar drei Gefangene eine Bettstelle. Ruhiger Schlaf war wegen der Überfüllung nicht möglich. In den Unterkünften roch es nach Schweiß und Fäkalien, weil die Waschmöglichkeiten begrenzt waren und viele Häftlinge unter Magen-Darm-Krankheiten litten. Es gab keine Privatsphäre. Bei der Verteilung der besten Schlafplätze galt oft das Recht des Stärkeren.

Hygiene

1940/41 verfügten die Blocks nur über Handpumpen. Auch nach Fertigstellung der Kanalisation 1941 blieben sanitäre Einrichtungen unzureichend. An 15 bis 20 Wasserhähnen in jedem Waschraum drängten sich die Häftlinge morgens zu Hunderten. Erst seit der Flecktyphusepidemie 1941/42 wurden die Häftlinge geschlossen in ein neu errichtetes Duschbad geführt, anfangs wöchentlich, später jedoch immer seltener und 1944/45 nur noch in besonderen Fällen (z.B. bei der Ankunft im Lager oder bei der Verlegung in ein anderes Lager). Handtücher und Seife gab es kaum. Die Unterwäsche wurde anfangs alle 14 Tage, später immer seltener gewechselt. Zur Bekämpfung von Ungeziefer wurde in den Baracken ab 1942 Zyklon B verwendet; dennoch waren Flöhe und anderes Ungeziefer verbreitet.

Die Zeichnung zeigt einen Waschraum, in dem viele Häftlinge an zehn Waschbecken stehen. Einige waschen sich, während andere darauf warten, an die Reihe zu kommen. Einige haben obenrum keine Kleidung an, so dass man ihre abgemagerten Oberkörper sieht.

 

Zeichnung von Hans Peter Sørensen, 6. Bild seiner Neuengamme-Mappe (1948), Druck nach Bleistiftzeichnung, Hans Peter Sørensen schrieb dazu: „Ein kleiner Raum des Blocks war als Waschraum eingerichtet. Hier waren ca. 10 Waschkummen angebracht, die morgens in einer knappen Stunde von 500 bis 600 Gefangenen benutzt werden sollen. Verständlich, dass viele sich gar nicht waschen konnten, wodurch die Läuse gute Lebensbedingungen erhielten.“

virtuelle Ausstellungen

Die Hauptausstellung „Zeitspuren“ sowie die übrigen Ausstellungen der KZ-Gedenkstätte Neuengamme stehen auch in der Mediathek digital zur Verfügung.

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