Rüstungsbetriebe und Außenkommandos

Rüstungsbetriebe

Die stärkere Einbindung der Konzentrationslager in die Wirtschaft führte ab 1942 zur Ansiedlung privater Rüstungsbetriebe beim KZ Neuengamme. Die Unternehmen mussten für die Häftlingsarbeit Entgelt zahlen und forderten daher geeignete Arbeitskräfte. Dies führte zum Teil zu einer leichten Verbesserung der Ernährung durch „Brotzulagen“. Auch willkürliches Prügeln während der Arbeit war mit dem Produktionsablauf nicht zu vereinbaren. Die Betriebsleitungen von Messap und Jastram erreichten, dass die Häftlinge nicht mehr von SS-Leuten, sondern von zivilen Firmenangehörigen beaufsichtigt wurden. Schwere Misshandlungen und körperliche Überanstrengung bei der Arbeit blieben so die Ausnahme. In den Rüstungsbetrieben mussten die Häftlinge Produktionsnormen erfüllen, sonst drohten Bestrafung und Versetzung in eines der gefürchteten Erd- und Tiefbaukommandos.

„Die einzigen Zivilpersonen, mit denen sich die Häftlinge trafen, waren deutsche Abteilungsleiter und Meister aus den Rüstungsbetrieben [...]. Viele von ihnen waren zu den arbeitenden Häftlingen nicht weniger rücksichtslos [...] als die SS-Männer. [...] Der [Kontakt] beschränkte sich auf Versendung von Briefen ohne Lagerzensur, kleine Andeutungen und Nachrichten über die militärische Lage, Gerüchte aus dem Radio London oder auch manchmal Flugblätter, die bei Nachtangriffen hinuntergeworfen wurden. [...] Außerdem hatten die Zivilisten eine große Angst, sich mit den Häftlingen enger zu beschäftigen. Bis auf die unentbehrlichsten Arbeitsanweisungen waren Gespräche mit den Häftlingen, unter der Gefahr, selbst im Lager eingesperrt zu werden, verboten. Meine Bemühungen um so einen Kontakt unter den Zivilarbeitern, von denen einige Anfang 1941 beim Bau des Ofens im alten Klinkerwerk arbeiteten, haben schon bei nur kleinen Gesten der Verständigung eine beinah panische Furcht bei ihnen ausgelöst.“

Mieczysław Krause, ehemaliger polnischer Häftling, war von Dezember 1940 bis Mai 1945 im KZ Neuengamme inhaftiert. Bericht „Aufruhr in Neuengamme“, nicht datiert (ca. 1967). Übersetzung.

Außenkommandos

Verschiedene kleinere Arbeitskommandos waren außerhalb des Lagers in der näheren Umgebung des Konzentrationslagers tätig. Sie mussten auf Bauernhöfen oder in Betrieben arbeiten, die das KZ belieferten. Häufig wurden zu diesen Tätigkeiten Zeugen Jehovas eingesetzt, weil sie die Flucht aus Glaubensgründen ablehnten. In der Stadt Hamburg mussten Häftlinge 1941 z.B. im Stadtpark und später in der Gartenanlage „Planten un Blomen“ Hilfsarbeiten verrichten. Nach Luftangriffen wurden KZ-Gefangene zur Trümmerbeseitigung und zum Bombenräumen gezwungen, wobei sie gelegentlich Lebensmittel finden konnten. Auch wurden sie unter den Blicken der Zivilbevölkerung seltener geschlagen. Bei der Explosion von Blindgängern fanden immer wieder Häftlinge den Tod. In Hamburg-Oortkaten mussten 1000 Häftlinge im Herbst 1944 unter furchtbaren Bedingungen Panzergräben ausheben.

Schwarz-weiß-Foto von Häftlingen bei den Aufräumarbeiten in den Trümmern des zerstörten Stadtteils Hammerbrook in Hamburg
virtuelle Ausstellungen

Die Hauptausstellung „Zeitspuren“ sowie die übrigen Ausstellungen der KZ-Gedenkstätte Neuengamme stehen auch in der Mediathek digital zur Verfügung.

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