Entlassungen: SS-Sonderformation Dirlewanger
Die Themenmappe der Ausstellung „Zeitspuren“ beschreibt die seltene Möglichkeit, aus der KZ-Haft entlassen zu werden. Auch aus dem Konzentrationslager Neuengamme sind Häftlinge ins Zivilleben oder zum Kriegsdienst in Wehrmacht oder Waffen-SS entlassen worden. Gefangene beantragten gelegentlich eine Entlassung zur Wehrmacht, da sie sich außerhalb des Lagers größere Überlebenschancen erhofften. Da die Wehrmacht der Aufnahme von Häftlingen aus den Konzentrationslagern aber meist ablehnend gegenüberstand, waren solche Fälle selten. Eine besondere Einheit, der die KZ-Häftlinge überstellt wurden, war die Sonderformation ‚Dirlewanger’. In die SS-Sonderformation Dirlewanger wurden überwiegend Häftlinge „entlassen“, die über viele Jahre, manche mehr als zehn Jahre, in den Konzentrationslagern inhaftiert waren. 1944 handelte es sich vor allem um Kommunisten. Ihre Bereitschaft, sich in einem aussichtslosen Kampf aufreiben oder töten zu lassen, noch dazu gegen Truppen, die das nationalsozialistische Regime bekämpften – das Regime, das sie in die Lager gesteckt hatte –, war begreiflicherweise gering. Die SS-Sonderformation Dirlewanger wurde im Osten eingesetzt, anfangs zur „Partisanenbekämpfung“, d.h. vor allem zur Tötung von Zivilistinnen und Zivilisten im Hinterland der Front, Ende 1944 auch unmittelbar an der Front. So liefen Angehörige des Strafbataillons oft zur Roten Armee über bzw. ergaben sich.
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