Widerstehen und Mitgestalten. Ein Querdenker erinnert sich
Hellmut Kalbitzer wurde 1913 in Hamburg geboren. Noch als Schüler arbeitete er ab 1930 in Internationalen Sozialistischen Kampfbund (ISK) mit, der sich in den letzen Jahren der Weimarer Republik für eine Einheitsfront der Arbeiterorganisationen zur Abwehr der Nazis einsetzte und sich frühzeitig auf die konspirative Arbeit vorbereitete. Kalbitzer war Schüler der Lichtwarkschule, die sich durch reformerische pädagogische und demokratische Grundsätze auszeichnete. Nach dem Abitur machte er eine Lehre als Industriekaufmann und trat in die Zigarrenfabrik seines Vaters, die im besetzten Polen lag, ein. Dort nahm er Kontakt zum polnischen Widerstand auf. Durch seine konspirative Widerstandsarbeit wurde er 1936 verhaftet und saß zwei Jahre im Gefängnis und in Strafhaft. Nach seiner Freilassung setzte er seine Widerstadstätigkeit fort. Nach 1945 war er Mitbegründer der Hamburger SPD und Mitglied in deren Vorstand. Dreimal wurde er Abgeordneter der Hamburger Bürgerschaft, zuletzt in den 80iger Jahren. Von 1949 bis 1964 war Kalbitzer Budestagsabgeordneter und von 1960 bis 1962 Vizepräsident des Europaparlaments. Als einer der ersten Sozialdemokraten beschäftigte er sich bereits in den 50iger Jahren mit Entwicklungspolitik und setzte sich energisch für den Dialog mit den Ostblockstaaten, vor allem mit Polen, ein. Fünf Jahre ging er von 1970 bis 1975 als Entwicklungshelfer und Verlagskaufmann nach Kenia. Durch Vortäge, Reden und Mitarbeit in der ebenfalls von ihm 1954 mitgegründeten Neuen Gesellschaft, einer Hamburger Einrichtung der politischen Erwachsenenbildung, beteiligt sich Kalbitzer bis heute aktiv am politischen Leben.