Wilhelmshaven

Wilhelmshaven (II. SS-Baubrigade)

In Wilhelmshaven bestand seit dem Frühjahr 1943 eine Nebenstelle der II. SS-Baubrigade in Bremen, die als Außenlager dem KZ Neuengamme unterstand. Nach den Bombenangriffen der Alliierten auf west- und nordwestdeutsche Städte wurden seit Herbst 1942 KZ-Häftlinge zu Aufräumarbeiten, Leichenbergung und Bombenbeseitigung in SS-Baubrigaden eingesetzt. Ihren jeweiligen Einsatzorten entsprechend unterstanden sie meist den nächstgelegenen KZ-Verwaltungen.

175 Häftlinge wurden zu Aufräumungsarbeiten und zur Bergung von Bombenblindgängern im Auftrag der Stadt eingesetzt. Wo die Männer untergebracht waren, ist nicht bekannt. Anfang August 1943 wurden nach den Großangriffen auf Hamburg alle Häftlinge dorthin verlegt. Im September und im November 1943 wurden jeweils für einen Monat Gruppen von dreißig Häftlingen als „Bombensucher“ nach Wilhelmshaven gebracht.

Wer SS-Lagerführer war, ist nicht bekannt.

Zeitraum

Frühjahr 1943 bis November 1943

Anzahl der Häftlinge

175 männliche Gefangene

Art der Arbeit

Aufräumungs- und Bauarbeiten

Auftraggeber

Stadt Wilhelmshaven

Wilhelmshaven (Alter Banter Weg)

Am 17. September 1944 wurde in Wilhelmshaven am Alten Banter Weg ein Außenlager des KZ Neuengamme errichtet. Die über 1.000 männlichen Häftlinge, die im Stammlager ausgewählt worden waren, mussten Schwerstarbeit für die Kriegsmarinewerft sowie Aufräumungsarbeiten verrichten. Einige Baracken eines Zwangsarbeiterlagers waren zuvor mit Stacheldraht umzäunt und mit Wachtürmen umgeben worden.

Ohne Ruhetag mussten die Häftlinge zwölf Stunden täglich bei völlig unzureichender Ernährung und ständigen Schlägen und Schikanen arbeiten. Die Todesrate stieg rasch an. Bereits wenige Wochen nach Ankunft der KZ-Häftlinge wurde die Stadtverwaltung von der Kriegsmarine aufgefordert, auf dem Friedhof Aldenburg weitere Beerdigungsflächen zur Verfügung zu stellen. Im Totenbuch des KZ Neuengamme für das Außenlager in Wilhelmshaven wurden 234 Tote registriert. Die tatsächliche Zahl der Toten ist wahrscheinlich größer gewesen und wird auf maximal 700 geschätzt.

Erster Lagerführer war der vormalige Wehrmachtsoffizier Otto Thümmel. Er wurde nach einer Besichtigung des Außenlagers durch den Kommandanten des KZ Neuengamme, Max Pauly, versetzt. Thümmel folgte für wenige für Tage der SS Unterscharführer Rudolf Günther, der jedoch auf Wunsch der Marine abgelöst wurde, da diese auf einem ehemaligen Offizier als Lagerführer bestand. Über die beiden letzten Lagerleiter, Arnold Büscher und Schwanke, ist wenig bekannt. Die Bewachung wurde in den ersten zwei Monaten von französischen SS-Männern übernommen, die von etwa 200 Marineartilleristen abgelöst wurden.

Am 3. April 1945 April wurden 400 kranke Häftlinge per Bahn abtransportiert. Bei einem Bombenangriff der Alliierten auf den Zug am 7. April im Lüneburger Bahnhof starben mindestens 256 Häftlinge. Von den Überlebenden wurde eine Gruppe zu Fuß weiter nach Bergen-Belsen getrieben. Etwa 60 bis 80 zum Teil verletzte Häftlinge, die in Lüneburg geblieben waren, ermordete ein SS-Kommando am 11. April 1945.

Etwa 600 weitere Männer verließen das Außenlager Banter Weg teils zu Fuß, teils per Bahn am 5. April. Ziel war das Auffanglager Sandbostel, in dem die letzten Häftlinge erst am 18. April eintrafen. Ein Teil von ihnen wurde nach Unruhen im Lager erneut weitergetrieben und gelangte über Stade auf einen Kohlenfrachter „Olga Siemers“, der an der Elbe ankerte. Die Fahrt führte die Häftlinge durch den Nord-Ostsee-Kanal nach Kiel und über die Ostsee nach Flensburg, wo sie schließlich an Bord des Schleppers „Rheinfels“ am 10. Mai von britischen Truppen befreit wurden.

Zeitraum

17. September 1944 bis 5. April 1945

Anzahl der Häftlinge

1129 männliche Gefangene

Art der Arbeit

Werft- und Aufräumungsarbeiten

Auftraggeber

Kriegsmarinewerft

virtuelle Ausstellungen

Die Hauptausstellung „Zeitspuren“ sowie die übrigen Ausstellungen der KZ-Gedenkstätte Neuengamme stehen auch in der Mediathek digital zur Verfügung.

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