Männeraußenlager in Hannover

Hannover-Ahlem (A 12)

Am 30. November 1944 erreichte ein Vorauskommando von etwa 100 KZ-Häftlingen aus dem Außenlager Stöcken das Lager Ahlem. Sie mussten Baracken auf einem zu den Continental-Gummiwerken gehörenden Gelände herrichten sowie Waschräume und SS Unterkünfte aufbauen. Am 30. November 1944 wurde der überwiegende Teil der Häftlinge des Außenlagers Stöcken nach Ahlem verlegt. Insgesamt waren dort mehr als 750 Männer inhaftiert. Lagerführer des Außenlagers A 12 in Ahlem war SS Hauptscharführer Otto „Tull“ Harder, ein bekannter ehemaliger Hamburger Fußballspieler. Neben ihm ist vielen Überlebenden der gefürchtete SS Rottenführer Wilhelm Damann in Erinnerung geblieben.

Die zumeist jüdischen Häftlinge waren beim Bau eines unterirdischen Stollens zur Verlagerung der Continental-Gummiwerke und der Maschinenfabrik Niedersachsen Hannover eingesetzt. Die schwere Arbeit und die Arbeitsbedingungen unter Tage führten zu einer hohen Todesrate. Im Januar 1945 erreichte ein Transport überwiegend sowjetischer Gefangener aus dem Stammlager Neuengamme das Außenlager Ahlem. Diese Häftlinge sollten die bereits verstorbenen oder „arbeitsunfähigen“ Gefangenen ersetzen. Bereits am 5. April 1945 begannen im Lager A 12 die Vorbereitungen für den geplanten „Evakuierungsmarsch“. Einen Tag später verließen die „marschfähigen“ Häftlinge zu Fuß das Lager und trafen am 6. April in Bergen-Belsen ein. Eine unbekannte Zahl von Häftlingen wurde auf dem Weg von begleitenden SS-Männern ermordet. Etwa 200 kranke Häftlinge wurden am 10. April 1945 von US-amerikanischen Truppen in Ahlem befreit.

Lagerführer des Außenlagers Ahlem war SS-Hauptscharführer Otto „Tull“ Harder, ein bekannter ehemaliger Hamburger Fußballspieler. Neben ihm ist vielen Überlebenden der gefürchtete SS-Rottenführer Wilhelm Damann in Erinnerung geblieben.

Schwarz-weiß-Aufnahme von zehn Häftlingen des Außenlagers Hannover-Ahlem vor einer Häftlingsbarake aus Holz. Neun von ihnen wirken sehr jung, wie Kinder. Sie sind etwa ein bis drei Köpfe kleiner als die weibliche KZ-Gefangene. Im Vordergrund sieht man den hohen Stacheldrahtzaun und rechts einen Teil des Lagereingangs samt einem Schild, auf dem steht, dass das das Betreten des „Schutzhaftlagers“ Zivilisten „streng verboten“ ist.

Zeitraum

30. November 1944 bis 6. April 1945

Anzahl der Häftlinge

mehr als 750

Art der Arbeit

Bau eines unterirdischen Stollens

Auftraggeber

Continental- Gummiwerke AG, Maschinenfabrik Niedersachsen Hannover

Hannover-Misburg

Am 26. Juni 1944 erreichten die ersten Häftlinge des KZ Neuengamme Hannover-Misburg. Unweit des Werksgeländes der Deutschen Erdölraffinerie (Deurag) am Mittellandkanal mussten sie auf einem zuvor landwirtschaftlich genutzten Gelände ein Lager errichten. Bis zur Fertigstellung der ersten Baracken mussten die KZ-Häftlinge in Erdhöhlen oder Zelten übernachten. Berichten zufolge waren in Hannover-Misburg bis zu 1000 KZ-Häftlinge untergebracht. Nach Angaben des SS Standortarztes des KZ Neuengamme, Dr. Trzebinski, vom 29. März 1945 zählte das Außenlager am 25. März 1945 672 männliche Gefangene.

Anlass für den Häftlingseinsatz bei der Deutschen Erdölraffinerie waren die Zerstörungen im Zuge der alliierten Luftoffensive gegen die deutsche Mineralölindustrie. Die Häftlinge wurden zu Aufräumungs- und Bauarbeiten herangezogen. Zwischen Juni 1944 und April 1945 wurden 55 Tote des Außenlagers Misburg registriert, jedoch muss aufgrund unvollständiger Angaben von einer größeren Zahl von Toten ausgegangen werden.

Wie andere Außenlager in Hannover wurde auch das Lager Misburg am 6. April 1945 geräumt. Das Ziel des „Evakuierungsmarsches“ war vermutlich das Stammlager Neuengamme. Die Häftlinge marschierten nach Norden bis nach Müden/Örtze, wo die Kolonne der Befehl erreichte, nicht nach Neuengamme, sondern zum Konzentrationslager Bergen-Belsen zu gehen. Die Häftlinge trafen dort am 8. April ein. Die kranken, nicht mehr „marschfähigen“ Häftlinge wurden am 8. April aus Misburg per Lkw direkt nach Bergen-Belsen transportiert.

Nach Aussagen von Angehörigen der Wachmannschaft waren die beiden ersten Lagerführer ein Polizeileutnant und anschließend ein Hauptmann der Infanterie. Ab Juli 1944 war SS-Obersturmführer Karl Wiedemann Lagerführer, ihm folgte SS-Hauptscharführer Hans Gehrt. Den Großteil der Bewachungsaufgaben übernahmen etwa 50–80 von einem Landesschützenbataillon in den KZ-Dienst versetzte Männer.

Luftbildaufnahme in schwarz-weiß von Straßen und zerstörten Gebäufen und Anlagen.

Zeitraum

26. Juni 1944 bis 6. April 1945

Anzahl der Häftlinge

1000 männliche Gefangene

Art der Arbeit

Aufräumungs- und Bauarbeiten

Auftraggeber

Deutsche Erdölraffinerie

Hannover-Mühlenberg (Hanomag/Linden)

Zwischen dem 3. Februar und dem 6. April 1945 wurden etwa 500 Häftlinge aus dem KZ Laurahütte – einem Außenlager des Lagers Auschwitz-Monowitz – in Hannover-Mühlenberg bei der Hannoverschen Motoren AG (Hanomag) zur Zwangsarbeit eingesetzt. Die überwiegend polnischen und ungarischen Juden mussten in zwei angemieteten Werkshallen vermutlich für die Rheinmetall-Borsig AG in der Produktion von Flakgeschützen arbeiten. Ein direkter Arbeitseinsatz für die Hanomag ist bis heute nicht eindeutig belegt.

Nach ihrer Ankunft richteten die KZ-Gefangenen in vierzehn Tagen die zuvor von Zwangsarbeitern genutzten Baracken her. Oft bereits körperlich sehr schwach, mussten die Häftlinge nach der Fertigstellung der Baracken sofort Schwerstarbeit in zwei Schichten verrichten. Mindestens 79 Gefangene starben infolge der harten Arbeitsbedingungen.

Das Lager in Mühlenberg wurde am 6. April 1945 geräumt. Die Häftlinge traten den „Evakuierungsmarsch“ ins Konzentrationslager Bergen-Belsen an, das sie am 8. April erreichten. Zahlreiche Häftlinge, die auf dem Weg vor Schwäche zusammenbrachen, wurden erschossen. Etwa 100 kranke und nicht mehr „marschfähige“ Häftlinge blieben zunächst in Mühlenberg zurück. Etwa 50 von ihnen fielen noch im Lager Erschießungen zum Opfer, bevor die letzten Häftlinge mit einem Lkw nach Bergen-Belsen gebracht wurden.

Lagerführer war SS Oberscharführer Walter Quakernack, zuvor Leiter des Außenlagers Laurahütte. Er wurde nach dem Krieg für seine Taten in diesen beiden Lagern zum Tode verurteilt und in Hameln hingerichtet. Zur Wachmannschaft gehörten auch 40 Marinesoldaten.

Schwarz-weiß-Foto des Hanomag-Verwaltungsgebäudes. Auf einer Rasenfläche vor dem Gebäude ist eine alte Dampflokomotive samt Schienen ausgestellt.

Zeitraum

3. Februar 1945 bis 6. April 1945

Anzahl der Häftlinge

500 männliche Gefangene

Art der Arbeit

Produktion von Flakgeschützen

Auftraggeber

Hanomag, Rheinmetall-Borsig

Hannover-Stöcken (Accumulatoren-Fabrik)

Schwarz-weiß-Foto, auf dem man verschwommen eine Fabrik mit zwei Schornsteinen umgeben von Feldern sieht.

Im Hannoveraner Ortsteil Stöcken wurde unmittelbar neben der damaligen Accumulatoren-Fabrik AG, der heutigen Varta AG, ein Außenlager des Konzentrationslagers Neuengamme errichtet. Zwischen dem Marienwerder Wald und dem Rossbruchgraben, ungefähr 120 Meter südlich des Werkes, war das Lager von einem Häftlingsvorauskommando ab dem 17. Juli 1943 auf einer Brachfläche errichtet worden. Als die ersten Baracken fertig gestellt waren, erreichten weitere Transporte aus dem Stammlager Neuengamme das Lager. Im Juli 1944 waren etwa 1.500 Männer im Lager. Überlebende berichteten, dass es monatlich einen Austausch von kranken Häftlingen gegen neue Arbeitskräfte aus dem Stammlager Neuengamme gegeben habe. Neben den Bauarbeiten zur Fertigstellung und Erweiterung des Lagers wurden die Häftlinge in den Accumulatorenwerken in der Produktion von U Boot-Batterien eingesetzt. Hierzu gehörte die Arbeit in der Bleigießerei, in der Säureabteilung und an den heißen Konterwalzen. Fehlender Arbeitsschutz führte zu Unfällen und Gesundheitsschäden. Im Lager Stöcken wurden 402 Tote registriert. Eine nicht bekannte Zahl von Häftlingen wurde ins Stammlager Neuengamme zurücktransportiert und starb aufgrund von Krankheiten und allgemeiner Körperschwäche.

Im ersten Jahr des Bestehens des Außenlagers wechselten die Lagerführer mehrmals: dem SS-Oberscharführer Johannes P. folgte bald der SS-Untersturmführer Hugo Benedict und diesem der SS-Untersturmführer Hans Hermann Griem. Im Juli 1944 wurde SS Hauptsturmführer Kurt Klebeck Kommandant, der diese Funktion bis zur Evakuierung ausübte und nach Benedict gleichzeitig Stützpunktleiter aller Hannoveraner Außenlager des KZ Neuengamme wurde.

Im Zuge der Räumung verließen in der Nacht vom 6. auf den 7. April 1945 die „marschfähigen“ Häftlinge das Außenlager Stöcken zu Fuß in Richtung Bergen-Belsen, wo sie am 8. April eintrafen. Häftlinge, die nicht Schritt halten konnten, wurden von SS Wachleuten erschossen.

Die kranken Häftlinge wurden am 8. April per Bahn aus Stöcken abtransportiert. Über Fallersleben und Wolfsburg erreichte der Zug Mieste, von wo aus die Häftlinge nach Gardelegen weitermarschierten. Am 13. April wurden sie dort gemeinsam mit einer größeren Gruppe von Häftlingen aus dem KZ Mittelbau-Dora in eine Feldscheune geführt, die anschließend in Brand gesetzt wurde. 

Zeitraum

17. Juli 1943 bis 7. April 1945

Anzahl der Häftlinge

1500 männliche Gefangene

Art der Arbeit

Produktion von Batterien für U Boote

Auftraggeber

Accumulatoren-Fabrik AG

Hannover-Stöcken (Continental)

Die Continental-Werke besaßen in Hannover-Stöcken westlich der Stelinger Straße in unmittelbarer Nähe ihres Werkes Nordhafen Baracken, die zuvor für Fremdarbeiter genutzt worden waren. Am 7. September 1944 erreichte ein Transport mit 1.000 jüdischen Häftlingen aus dem Getto Lodz, die im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau zum Arbeitseinsatz ausgewählt worden waren, das Lager. Die zum Teil stark geschwächten Häftlinge wurden in Tag- und Nachtschichten überwiegend in der Produktion von Auto- und Flugzeugreifen eingesetzt.

Die Arbeits- und Lebensbedingungen im Lager forderten mindestens 55 Opfer. Während des knapp dreimonatigen Bestehens des Außenlagers wurden allerdings immer wieder kranke und „arbeitsunfähige“ Gefangene ins Stammlager Neuengamme transportiert. Der überwiegende Teil von ihnen, etwa 85 Häftlinge, wird nicht überlebt haben.

Lagerführer war SS Unterscharführer Otto „Tull“ Harder, ein bekannter ehemaliger Hamburger Fußballspieler. Er und die ihm unterstellten 60 SS Männer waren für die menschenverachtenden Lebensbedingungen und die schikanöse Behandlung der Häftlinge in Stöcken direkt verantwortlich.

Im November 1944 wurden die KZ-Häftlinge vom Außenlager Stöcken der Continental-Werke zum Außenlager Hannover-Ahlem (A 12) überstellt.

Schwarz-weiß-Foto mit Eisenbahnschienen und Bäumen im Vordergrund. Im Hintergrund sieht man die Gebäude des Continental-Werkes samt eines Turmgebäudes.

Zeitraum

7. September 1944 bis 30. November 1944

Anzahl der Häftlinge

1000 Männliche Gefangene

Art der Arbeit

Reifenproduktion

Auftraggeber

Continental-Gummiwerke AG

virtuelle Ausstellungen

Die Hauptausstellung „Zeitspuren“ sowie die übrigen Ausstellungen der KZ-Gedenkstätte Neuengamme stehen auch in der Mediathek digital zur Verfügung.

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