Jüdische Häftlinge aus den besetzten Gebieten

Die jüdische Bevölkerung Ost- und Mittelosteuropas wurde unter der deutschen Besatzung in Gettos und Arbeitslagern zusammengepfercht und ab Mitte 1941 größtenteils systematisch ermordet. Auch Jüdinnen und Juden aus Deutschland, West- und Südeuropa deportierte die Gestapo in die Gettos und Vernichtungslager im Osten. Als 1944 aufgrund der Zerstörungen durch alliierte Bombenangriffe der Arbeitskräftemangel in Deutschland nicht mehr durch neue Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter ausgeglichen werden konnte, brachte die SS Jüdinnen und Juden über Auschwitz zu KZ-Arbeitstellen in Deutschland. Im Konzentrationslager Neuengamme und seinen Außenlagern waren insgesamt ca. 13.000 jüdische Gefangene – überwiegend aus Polen, der Tschechoslowakei und Ungarn – inhaftiert, davon weit mehr als die Hälfte Frauen.

Schwarz-weiß Foto, das ungarische Juden und Jüdinnen auf einem „Todesmarsch“ zeigt.

 

Etwa 90 000 Jüdinnen und Juden aus Ungarn wurden zur Zwangsarbeit nach Österreich deportiert. Von ihnen wurden ca. 76 000 zwischen Oktober und Dezember 1944 zumeist in mörderischen Fußmärschen aus Ungarn bis an die österreichische Grenze nach Hegyeshalom und Zürndorf getrieben. Das Foto zeigt einen dieser „Todesmärsche“. (Foto: ANg)

„Am 4. November 1944 erschienen Pfeilkreuzler [Angehörige der faschistischen ungarischen Regierungspartei] und Polizisten im Haus und sammelten die Männer ein. [...] nahmen sie uns alle Wertsachen weg und brachten uns in die Ziegelfabrik von Obuda. Am nächsten Tag brachen wir zu Fuß nach Hegyeshalom auf. [...] Der Weg war am Ende entsetzlich: Überall schliefen wir unter freiem Himmel, auch im größten Regen. Zu essen aber gab es alle drei Tage eine kleine Suppe und jeden fünften Tag ein Brot. Aus der Reihe zu treten war bei Todesstrafe verboten. Am 14. November erreichten wir Zürndorf, man schloß uns dort in einer Eisenbahn ein, und für die weiteren vier Tage der Reise versah man uns mit einem Kilogramm Brot und ein paar Gramm Margarine, vor dem Einstieg erhielten wir aber noch einen Teller Suppe. Am 18. November erreichten wir Neuengamme.“

Károly Baranyai, ehemaliger jüdischer Häftling aus Ungarn, war ab November 1944 im KZ Neuengamme, u. a. in den Außenlagern Hamburg-Veddel, Hamburg-Finkenwerder und Hamburg- Steinwerder (Stülckenwerft), inhaftiert. Aussageprotokoll, aufgenommen im Büro der Zentrale des Landeskomitees zur Versorgung der Deportierten in Budapest am 3.8.1945.

virtuelle Ausstellungen

Die Hauptausstellung „Zeitspuren“ sowie die übrigen Ausstellungen der KZ-Gedenkstätte Neuengamme stehen auch in der Mediathek digital zur Verfügung.

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