Polen, Tschechoslowakei, Ungarn, Jugoslawien und Griechenland

Häftlinge aus Polen

Aus Polen verschleppte die SS ab 1940 politische Gegner und Menschen, die deutschen Anordnungen nicht Folge leisteten, sowie Angehörige der Intelligenz ins KZ Neuengamme, meist über andere Lager (vor allem über Auschwitz). Große Teile Polens sollten von Deutschen besiedelt und die Bevölkerung zu einem „führerlosen Arbeitsvolk“ herabgestuft werden. Ab 1942 kamen Polinnen und Polen, die in Deutschland gegen Arbeitsvorschriften oder „Polenerlasse“ verstoßen hatten, in großer Zahl ins KZ Neuengamme. Nach dem Warschauer Aufstand im Sommer 1944 deportierte die SS viele Männer und Frauen in Außenlager. Im selben Jahr wurden Jüdinnen und Juden aus dem Getto Łódź über das
KZ Auschwitz in Außenlager des KZ Neuengamme gebracht. Aus Polen waren ca. 13 000 Männer und ca. 2700 Frauen im KZ Neuengamme und seinen Außenlagern inhaftiert, darunter über 5000 Jüdinnen und Juden.

Häftlinge aus der Tschechoslowakei

Unter den tschechoslowakischen Häftlingen im KZ Neuengamme befanden sich viele Menschen, die aus politischen Gründen inhaftiert waren, z. B. Studenten die nach den Unruhen an den tschechischen Hochschulen im Herbst 1939 verhaftet wurden, viele Intellektuelle und andere politische Gegner. Sie kamen ab 1940 meist über andere Konzentrationslager ins KZ Neuengamme. Außerdem wurden Arbeiterinnen und Arbeiter inhaftiert, die gegen Vorschriften in deutschen Betrieben verstoßen hatten. 1944 kamen tschechische Jüdinnen aus Theresienstadt über Auschwitz in Außenlager des KZ Neuengamme. Insgesamt waren ca. 1600 tschechoslowakische Häftlinge im KZ Neuengamme inhaftiert, davon etwa die Hälfte Frauen (fast ausnahmslos Jüdinnen), außerdem eine geringe Zahl Deutscher aus den sudetendeutschen Gebieten.

Häftlinge aus Ungarn

Ungarn hatte als Verlierer des Ersten Weltkrieges zwei Drittel seines Territoriums und drei Fünftel der Bevölkerung eingebüßt. Es war vor und im Zweiten Weltkrieg mit Deutschland verbündet. Die verlorenen Gebiete konnten ab 1938 mit deutscher Unterstützung zurückgewonnen werden. Im März 1944 wurde Ungarn von deutschen Truppen besetzt, die jüdische Bevölkerung wurde deportiert. Über 437 000 Jüdinnen und Juden wurden ins KZ Auschwitz deportiert, 330 000 von ihnen wurden dort ermordet, die anderen zur Zwangsarbeit in deutschen KZ-Außenlagern selektiert. Im November 1944 kam im KZ Neuengamme auch ein Transport von 830 jüdischen Männern direkt aus Budapest an. Fast alle der ca. 7200 ungarischen Gefangenen in Neuengamme waren jüdische Häftlinge, ca. 5800 von ihnen Frauen.

Häftlinge aus Jugoslawien

Nach dem „Straffeldzug“ gegen Jugoslawien im April 1941 wurde das Land zerstückelt: Kroatien (mit Bosnien) wurde unter Führung der faschistischen Ustascha zum selbstständigen Staat erklärt, Teile des übrigen Landes fielen an Großdeutschland, Italien, Ungarn und Bulgarien. Innerhalb kurzer Zeit formierte sich Widerstand. Den Partisanen gelang es, große Gebiete unter ihre Kontrolle bringen. Viele Menschen in Jugoslawien wurden wegen politischer Gegnerschaft, bei Aussiedlungen und anderen Verhaftungsaktionen inhaftiert, darunter auch Jüdinnen und Juden, die der Vernichtung in Serbien entkommen waren. Jugoslawische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in Deutschland wurden bei Verstößen gegen Vorschriften oft in ein KZ eingewiesen. Im KZ Neuengamme waren ca. 1000 Männer und ca. 250 Frauen aus Jugoslawien, meist aus Slowenien, inhaftiert.

Häftlinge aus Griechenland

Im April 1941 besetzte die deutsche Wehrmacht Griechenland. Die jüdische Bevölkerung wurde in Vernichtungslager deportiert. Auf die Streiks und den Partisanenkrieg des griechischen Widerstandes reagierte die deutsche Besatzungsmacht mit Massakern, Geiselerschießungen und Deportationen. Griechische Arbeiter in Deutschland wurden nach Verstößen gegen die Arbeitsvorschriften verhaftet. Im KZ Neuengamme waren ca. 1200 Gefangene aus Griechenland inhaftiert. Am 4. Juni 1944 kam ein Transport mit 850 Gefangenen direkt aus Athen nach zehntägiger Fahrt in Neuengamme an.

Biografien: Wladimir Uschakoff
virtuelle Ausstellungen

Die Hauptausstellung „Zeitspuren“ sowie die übrigen Ausstellungen der KZ-Gedenkstätte Neuengamme stehen auch in der Mediathek digital zur Verfügung.

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