Benelux-Länder und Skandinavien

Häftlinge aus den Niederlanden, Belgien und Luxemburg

Aus den Niederlanden waren ca. 6600 Menschen im KZ Neuengamme inhaftiert, davon ca. 250 Frauen. Aus Belgien kamen ca. 5000, davon ca. 150 Frauen, aus Luxemburg ca. 50 Männer. Die meisten waren aus politischen Gründen verhaftet worden, vor allem wegen „deutschfeindlichen“ Verhaltens, Gehorsamsverweigerung gegenüber Besatzungsdienststellen und aktiven Widerstandes. Auch der Versuch, sich der Arbeit in Deutschland zu entziehen, konnte zur Verhaftung führen. Die deutsche Besatzungsmacht ging mit immer härteren Maßnahmen gegen den zunehmenden Widerstand vor. Niederländische Verhaftete kamen meist aus dem Lager Amersfoort, belgische aus Fort Huy und aus der Festung Breendonck ins KZ Neuengamme. Aus Putten (Niederlande) und Meensel-Kiezegem (Belgien) brachte die Gestapo 1944 bei „Vergeltungsmaßnahmen“ verhaftete Gruppen von Männern ins KZ Neuengamme.

Schwarz-weiß-Foto von einem Dorfweg, auf dem vorne eine Person einen vollbepackten Holzwagen zieht und weiter hinten Erwachsene mit Koffern und Kindern in Richtung Bildhintergrund laufen.

In der Nacht zum 1. Oktober 1944 verübten Widerstandskämpfer in der Nähe des Dorfes Putten ein Attentat auf ein Fahrzeug der deutschen Wehrmacht. Zwei Offiziere wurden dabei verletzt. Der Oberbefehlshaber der Wehrmacht in den Niederlanden, Friedrich Christiansen, befahl Putten niederzubrennen und die männliche Bevölkerung im wehrfähigen Alter zu verhaften. Am Morgen des 1. Oktober, eines Sonntages, wurde das Dorf von Soldaten der Wehrmacht umstellt. Sechs Flüchtende wurden erschossen. Frauen und Kinder mussten binnen vier Stunden das Nötigste zusammensuchen und den Ort verlassen. Mehr als hundert Wohnungen gingen in Flammen auf. Verschont wurden lediglich die Häuser der deutschfreundlichen Einwohner. 661 Männer wurden in das Lager Amersfoort deportiert, 602 von dort weiter ins KZ Neuengamme verschleppt; 13 von ihnen gelang es unterwegs die Flucht. Nur 49 der Deportierten kehrten zurück. Fünf von ihnen starben noch kurz nach der Heimkehr an den Folgen der Haft.

Häftlinge aus Dänemark

Im April 1940 besetzte die deutsche Wehrmacht Dänemark und Norwegen. 1943 wurde der Widerstand in Dänemark so stark, dass die Besatzer das Kriegsrecht verhängten. In Norwegen entwickelte sich schon 1940 starker Widerstand und die Gestapo nahm in großem Umfang Verhaftungen vor. Ab Herbst 1943 deportierte die SS zunächst Hunderte, später Tausende Dänen in deutsche Hafteinrichtungen. Im September 1944 wurden fast 2000 dänische Polizisten über das KZ Neuengamme ins KZ Buchenwald gebracht, am 5. Oktober 141 Grenzgendarmen ins KZ Neuengamme. Weitere Transporte aus dem Polizeigefangenenlager Frøslev an der deutsch-dänischen Grenze folgten.

Häftlinge aus Norwegen

Norwegische Häftlinge kamen fast ausschließlich durch die Rettungsaktion des Schwedischen Roten Kreuzes ab März 1945 aus anderen deutschen Haftstätten ins KZ Neuengamme, um nach Skandinavien evakuiert zu werden. Einschließlich dieser Aktion waren hier insgesamt ca. 4400 dänische und 2800 norwegische Gefangene inhaftiert.

Eine Reihe von Häftlingen steigt über eine Brücke in ein Schiff, bewacht von drei SS-Männern im Vordergrund.

Bleistiftzeichnung: Häftlinge gehen an Bord von Odd Nansen. Er schrieb darunter: „In der Finsternis und Dunkelheit der Nacht, aber unter schwacher Beleuchtung, gehen auch die Deutschland-Transporte im Osloer Hafen an Bord.“ Odd Nansen, Sohn des Polarforschers Fridtjof Nansen, war bis März 1945 im KZ Sachsenhausen und dann wenige Wochen im KZ Neuengamme inhaftiert. Norwegischen Häftlingen wurden meist bessere Haftbedingungen gewährt als anderen Häftlingen. Odd Nansen gelang es, die gesamte Zeit über ein Tagebuch zu führen und es später sogar mit nach Norwegen zu nehmen.

virtuelle Ausstellungen

Die Hauptausstellung „Zeitspuren“ sowie die übrigen Ausstellungen der KZ-Gedenkstätte Neuengamme stehen auch in der Mediathek digital zur Verfügung.

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